Der Vogel des Jahres 2024 ist der Kiebitz

Bedrohter Wiesenbrüter braucht mehr Feuchtgebiete

Sein Wahlslogan „Wasser marsch!“ bringt zum Ausdruck, woran es dem Kiebitz besonders fehlt: Entwässerung und intensive Landwirtschaft sorgen dafür, dass der Vogel des Jahres 2024 seinen natürlichen Lebensraum verliert.

Der Kiebitz ist „Vogel des Jahres 2024“ - Foto: Dr. Philip Hunke

Der Kiebitz ist „Vogel des Jahres 2024“ - Foto: Dr. Philip Hunke

An der vierten öffentlichen Vogelwahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben sich fast 120.000 Menschen beteiligt. Etwas weniger als ein Drittel der abgegebenen Stimmen (27,8 Prozent) entfiel auf den Kiebitz, der den Titel „Vogel des Jahres 2024“ trägt.

Früher galt der Kiebitz (Vanellus vanellus) als „Allerweltsvogel“. Mit der Trockenlegung von Feuchtwiesen wurde die Landwirtschaft intensiviert. Die standorttreuen Kiebitze brüteten nun auf Flächen mit deutlich gestiegenen Gefahren durch negative Folgen der intensiven Landwirtschaft und durch Prädatoren, die leichter ihre Nester plündern konnten.

 

Kiebitz ist stark gefährdet

In Deutschland wurden zuletzt nur noch rund 42.000 bis 67.000 Brutpaare gezählt. Die massiven Einbrüche seiner Population sind schon seit Längerem ein besorgniserregender Trend: Allein zwischen 1980 und 2016 ist seine Zahl um 93 Prozent zurückgegangen.

Auch europaweit hat sich die Population mehr als halbiert. Inzwischen gilt der Kiebitz auf dem europäischen Kontinent als gefährdet und deutschlandweit sogar als stark gefährdet.

 

Faktencheck

Was Sie vielleicht noch nicht über den Kiebitz wussten

  • Der Kiebitz verdankt seinen Namen seinem einprägsamen Ruf „kie-wit“. Er ist ein überaus langlebiger Vogel und kann bis zu 24 Jahre alt werden.
  • Für einen Watvogel hat der Kiebitz sehr große Flügel, ist somit gut in der Luft zu identifizieren. Sein englischer Name lautet Lapwing („Flügel an Lappen erinnernd“).
  • Oft wollen Männchen die Weibchen beeindrucken, indem sie kleine Mulden scharren und Gräser rupfen – auch „Scheinnisten“ genannt. Spektakuläre Flugmanöver sollen den Weibchen während der Balz ebenfalls imponieren. Das hat ihm auch den Beinamen „Gaukler der Lüfte“ eingebracht.
  • Zwar verlassen die Küken bereits nach wenigen Stunden ihr Nest, suchen aber noch eine gute Woche lang immer wieder die Wärme ihrer Mutter.
  • Kiebitze gelten als recht mutige Vögel: Fressfeinde werden oft von mehreren Kiebitzen angegriffen und erfolgreich vertrieben.
  • Kiebitzeier waren früher eine Delikatesse. Inzwischen ist es verboten, diese zu essen oder zu sammeln.
  • Selten verirren sich auch bräunliche Steppenkiebitze nach Mitteleuropa und schließen sich hiesigen Kiebitztrupps an.
  • Kiebitze sind sogenannte Teilzieher: Ein Teil von ihnen überwintert bei milder Witterung in Deutschland, auch an den Küsten. Ein anderer Teil zieht in die Wintergebiete, etwa nach Spanien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande.

Extralange Paarungszeit

Kiebitz mit Küken - Foto: NABU/Thorsten Krüger

Kiebitz mit Küken - Foto: NABU/Thorsten Krüger

Die Paarungszeit der Kiebitze ist vergleichsweise ausgedehnt. Je nach Witterung schwankt der Legebeginn zwischen Anfang März bis Juni. Die Hauptbrutzeit findet in den Monaten April und Mai statt. Vor dem Brüten baut das Männchen in einer Mulde am Boden das Nest, welches es mit Gras auspolstert.

Gut getarnt legt das Weibchen in der Regel vier Eier, aus denen die Küken nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen. Als Nestflüchter machen diese sich schnell selbstständig und gehen auf Nahrungssuche. Etwa 60 Prozent der flügge gewordenen Küken überleben das erste Jahr und brüten selbst teils schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres.

 

Abwechslungsreiches Nahrungsspektrum

Kiebitze ernähren sich vor allem von Insekten und deren Larven. Daneben verzehren sie Getreidekörner, Samen und Früchte von Wiesenpflanze, ebenso Regenwürmer sowie sonstige Bodenorganismen.

Jungvögel versorgen sich von Beginn an selbst, sie jagen am Boden nach Spinnen, Insekten und anderen Wirbellosen.

 

Vergleichskarte des Kiebitz-Bestands - Grafik: Rafael von Versen

Vergleichskarte des Kiebitz-Bestands - Grafik: Rafael von Versen

Kiebitze bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation, ohne Gehölze oder Sichtbarrieren. Ursprünglich waren sie vor allem in Mooren und Feuchtgrünland zu finden, doch diese gibt es mittlerweile seltener. Immer häufiger versuchen Paare auf ungeeigneten Äckern und Wiesen zu brüten, oft in lockeren Kolonien.

Solche Brutplätze verwaisen nach einigen Jahren zumeist. Hinzu kommen das schwindende Nahrungsangebot und die Zerstörung der Nester, sodass die Nachwuchsrate insgesamt sinkt.

 

Den Kiebitz schützen

Machen Sie sich für den Kiebitz stark. Wir alle können mithelfen – ob in Politik, Landwirtschaft, als Verbraucher*innen oder Naturschützer*innen.

Für freiwillige Helfer*innen gemeinsam mit Landwirt*innen: Lokale Schutzprojekte geben Gelegenheit, sich aktiv einzubringen – etwa bei der Nestersuche oder Einzäunung zum Schutz des Kiebitz. Eines dieser Projekte läuft zum Beispiel seit 2022 bei Schwerin.

Die AG Kiebitzschutz bietet fachlichen Austausch, informiert über Neuigkeiten und vermittelt Ansprechpartner*innen vor Ort.

Aktiv aufklären: Wer sich für den Kiebitz einsetzen will, kann zum Beispiel mit Vorträgen oder Referaten auf den bedrohten Vogel des Jahres 2024 hinweisen.

Landwirtschaft und alle, die Wiesen besitzen: Schützen Sie Gelege durch Markieren oder langsameres Mähen. Von innen nach außen zu mähen hilft Tieren generell. Die Aussaat von Sommer- statt Wintergetreide unterstützt die Brut im Frühjahr. Mehr Hintergründe und Informationen finden Sie hier >>

Tipp für Verbraucher*innen: Dem Kiebitz und vielen anderen Wiesenbrütern hilft es, wenn Sie naturverträglich hergestellte Lebensmittel kaufen. Pestizide nehmen Vögeln die Nahrungsgrundlage. Die NABU Siegel-Check-App mit Fotoerkennung von Lebensmittellogos zeigt, ob Produkte ökologisch empfehlenswert sind oder eher nicht.

 

Vogel des Jahres

Seit 1971 küren NABU und LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern) den Vogel des Jahres, inzwischen stimmt ganz Deutschland in einer öffentlichen Wahl über den Jahresvogel ab. Die Aktion hat vom Baum bis zum Höhlentier des Jahres zahlreiche Nachahmer gefunden. 1971 begann die Aktion mit dem Wanderfalken als Vogel des Jahres.

von den 70ern bis heute

Kiebitz2024
Kiebitz

Braunkehlchen2023
Braunkehlchen

Wiedehopf2022
Wiedehopf

Rotkehlchen2021
Rotkehlchen

Turteltaube2020
Turteltaube

Feldlerche2019
Feldlerche

Star2018
Star

Waldkauz2017
Waldkauz

Stieglitz2016
Stieglitz

Habicht2015
Habicht

Grünspecht2014
Grünspecht

Bekassine2013
Bekassine

Dohle2012
Dohle

Gartenrotschwanz2011
Gartenrotschwanz

Kormoran2010
Kormoran

Eisvogel2009
Eisvogel

Kuckuck2008
Kuckuck

Turmfalke2007
Turmfalke

Kleiber2006
Kleiber

Uhu2005
Uhu

Zaunkönig2004
Zaunkönig

Mauersegler2003
Mauersegler

Haussperling2002
Haussperling

Haubentaucher2001
Haubentaucher

Rotmilan2000
Rotmilan

Goldammer1999
Goldammer

Feldlerche1998
Feldlerche

Buntspecht1997
Buntspecht

Kiebitz1996
Kiebitz

Nachtigall1995
Nachtigall

Weißstorch1994
Weißstorch

Flussregenpfeifer1993
Flussregenpfeifer

Rotkehlchen1992
Rotkehlchen

Rebhuhn1991
Rebhuhn

Pirol1990
Pirol

Teichrohrsänger1989
Teichrohrsänger

Wendehals1988
Wendehals

Braunkehlchen1987
Braunkehlchen

Saatkrähe1986
Saatkrähe

Neuntöter1985
Neuntöter

Weißstorch1984
Weißstorch

Uferschwalbe1983
Uferschwalbe

Großer Brachvogel1982
Großer Brachvogel

Schwarzspecht1981
Schwarzspecht

Birkhuhn1980
Birkhuhn

Rauchschwalbe1979
Rauchschwalbe

Kranich1978
Kranich

Schleiereule1977
Schleiereule

Wiedehopf1976
Wiedehopf

Goldregenpfeifer1975
Goldregenpfeifer

Mehlschwalbe1974
Mehlschwalbe

Eisvogel1973
Eisvogel

Steinkauz1972
Steinkauz

Wanderfalke

 

Noch kurz vor dem Eintreffen der gefiederten Glücksboten, hat der NABU Hirzenhain zwei Familien in Hirzenhain & Merkenfritz mit der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" ausgezeichnet.  Weiterlesen ->

Foto:  Jürgen Faust
Foto: Jürgen Faust

Schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet

Aurorafalter Foto: Klaus Kiuntke
Aurorafalter Foto: Klaus Kiuntke

Neue Blühstreifen in Hirzenhain

Der NABU Hirzenhain hat am Vulkanradweg oberhalb der Staumauer und im Feriendorf Blühstreifen angelegt. Hier danken wir auch den ehrenamtlichen Helfern. Besonders bedanken wir uns für die Bodenvorbereitung, die teilweise von Wildschweinen (Feriendorf) ;-) & der Fa. Leinberger (Vulkanradweg) erfolgt ist. 

Wie man auch im privaten Garten für die Artenvielfalt seinen Beitrag leisten kann, lesen Sie hier ->