An der vierten öffentlichen Vogelwahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben sich fast 120.000 Menschen beteiligt. Etwas weniger als ein Drittel der abgegebenen Stimmen (27,8 Prozent) entfiel auf den Kiebitz, der den Titel „Vogel des Jahres 2024“ trägt.
Früher galt der Kiebitz (Vanellus vanellus) als „Allerweltsvogel“. Mit der Trockenlegung von Feuchtwiesen wurde die Landwirtschaft intensiviert. Die standorttreuen Kiebitze brüteten nun auf Flächen mit deutlich gestiegenen Gefahren durch negative Folgen der intensiven Landwirtschaft und durch Prädatoren, die leichter ihre Nester plündern konnten.
In Deutschland wurden zuletzt nur noch rund 42.000 bis 67.000 Brutpaare gezählt. Die massiven Einbrüche seiner Population sind schon seit Längerem ein besorgniserregender Trend: Allein zwischen 1980 und 2016 ist seine Zahl um 93 Prozent zurückgegangen.
Auch europaweit hat sich die Population mehr als halbiert. Inzwischen gilt der Kiebitz auf dem europäischen Kontinent als gefährdet und deutschlandweit sogar als stark gefährdet.
Die Paarungszeit der Kiebitze ist vergleichsweise ausgedehnt. Je nach Witterung schwankt der Legebeginn zwischen Anfang März bis Juni. Die Hauptbrutzeit findet in den Monaten April und Mai statt. Vor dem Brüten baut das Männchen in einer Mulde am Boden das Nest, welches es mit Gras auspolstert.
Gut getarnt legt das Weibchen in der Regel vier Eier, aus denen die Küken nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen. Als Nestflüchter machen diese sich schnell selbstständig und gehen auf Nahrungssuche. Etwa 60 Prozent der flügge gewordenen Küken überleben das erste Jahr und brüten selbst teils schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres.
Kiebitze ernähren sich vor allem von Insekten und deren Larven. Daneben verzehren sie Getreidekörner, Samen und Früchte von Wiesenpflanze, ebenso Regenwürmer sowie sonstige Bodenorganismen.
Jungvögel versorgen sich von Beginn an selbst, sie jagen am Boden nach Spinnen, Insekten und anderen Wirbellosen.
Kiebitze bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation, ohne Gehölze oder Sichtbarrieren. Ursprünglich waren sie vor allem in Mooren und Feuchtgrünland zu finden, doch diese gibt es mittlerweile seltener. Immer häufiger versuchen Paare auf ungeeigneten Äckern und Wiesen zu brüten, oft in lockeren Kolonien.
Solche Brutplätze verwaisen nach einigen Jahren zumeist. Hinzu kommen das schwindende Nahrungsangebot und die Zerstörung der Nester, sodass die Nachwuchsrate insgesamt sinkt.
Machen Sie sich für den Kiebitz stark. Wir alle können mithelfen – ob in Politik, Landwirtschaft, als Verbraucher*innen oder Naturschützer*innen.
Für freiwillige Helfer*innen gemeinsam mit Landwirt*innen: Lokale Schutzprojekte geben Gelegenheit, sich aktiv einzubringen – etwa bei der Nestersuche oder Einzäunung zum Schutz des Kiebitz. Eines dieser Projekte läuft zum Beispiel seit 2022 bei Schwerin.
Die AG Kiebitzschutz bietet fachlichen Austausch, informiert über Neuigkeiten und vermittelt Ansprechpartner*innen vor Ort.
Aktiv aufklären: Wer sich für den Kiebitz einsetzen will, kann zum Beispiel mit Vorträgen oder Referaten auf den bedrohten Vogel des Jahres 2024 hinweisen.
Landwirtschaft und alle, die Wiesen besitzen: Schützen Sie Gelege durch Markieren oder langsameres Mähen. Von innen nach außen zu mähen hilft Tieren generell. Die Aussaat von Sommer- statt Wintergetreide unterstützt die Brut im Frühjahr. Mehr Hintergründe und Informationen finden Sie hier >>
Tipp für Verbraucher*innen: Dem Kiebitz und vielen anderen Wiesenbrütern hilft es, wenn Sie naturverträglich hergestellte Lebensmittel kaufen. Pestizide nehmen Vögeln die
Nahrungsgrundlage. Die NABU
Siegel-Check-App mit Fotoerkennung von Lebensmittellogos zeigt, ob Produkte ökologisch empfehlenswert sind oder eher nicht.
Seit 1971 küren NABU und LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern) den Vogel des Jahres, inzwischen stimmt ganz Deutschland in einer öffentlichen Wahl über den Jahresvogel ab. Die Aktion hat vom Baum bis zum Höhlentier des Jahres zahlreiche Nachahmer gefunden. 1971 begann die Aktion mit dem Wanderfalken als Vogel des Jahres.
Noch kurz vor dem Eintreffen der gefiederten Glücksboten, hat der NABU Hirzenhain zwei Familien in Hirzenhain & Merkenfritz mit der Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" ausgezeichnet. Weiterlesen ->
Der NABU Hirzenhain hat am Vulkanradweg oberhalb der Staumauer und im Feriendorf Blühstreifen angelegt. Hier danken wir auch den ehrenamtlichen Helfern. Besonders bedanken wir uns für die Bodenvorbereitung, die teilweise von Wildschweinen (Feriendorf) ;-) & der Fa. Leinberger (Vulkanradweg) erfolgt ist.
Wie man auch im privaten Garten für die Artenvielfalt seinen Beitrag leisten kann, lesen Sie hier ->